Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderung dank fairer Entwicklungsdiagnostik

Anlässlich des Tags der Sehbehinderung am 6. Juni 2025 stellt die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik (HfH) einen wichtigen Meilenstein zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Sehbehinderung vor.

(Bild: © HfH, Fotografin: Dorothea Hochuli)

Im Sommer 2025 kommt ein Entwicklungsprojekt zum Abschluss, aus dem ein umfassendes und standardisiertes Testverfahren für die faire Erfassung von Intelligenz- und Entwicklungsfunktionen für Lernende mit Sehbehinderung hervorgeht. Bisher wurde bei Intelligenz- und Entwicklungstests für diese Zielgruppe auf Verfahren zurückgegriffen, die für sehende Kinder und Jugendliche angewendet werden. Dies führte zu falschen Einschätzungen und nachteiligen Ergebnissen. Nun soll im Jahr 2026 die IDS-2-BS im Hogrefe Verlag veröffentlicht werden.

Adaptierte Testmaterialien sorgen für Fairness

Die IDS-2-BS zeichnet sich durch speziell adaptierte Testmaterialien sowie auf die Zielgruppe zugeschnittene Normwerte aus. Diese berücksichtigen zentrale Prinzipien der Testfairness und Zugänglichkeit wie eindeutige Darstellung, hoher Helligkeits- und Farbkontrast, optimierte Farbwahl, unterschiedliche Schriftgrade und -grössen, angepasste Bearbeitungszeiten und die Möglichkeit der Nutzung optischer und elektronischer Sehhilfen bei der Testdurchführung. Damit wird eine Diagnostik der kognitiven und allgemeinen Entwicklungsfunktionen weitestgehend unabhängig von visuellen Fähigkeiten ermöglicht.

Neues Verfahren schliesst eine lang bestehende Lücke

Prof. Dr. Fabian Winter, Professor für Bildung bei Beeinträchtigung des Sehens an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH), erörtert die Bedeutung des neuen Verfahrens: «Die IDS-2-BS schliesst eine lang bestehende Lücke in der Diagnostik. Herkömmliche Intelligenztests sind für Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderung ungeeignet, da sie stark visuell ausgerichtet sind. Für diese Zielgruppe fehlten bislang standardisierte, wissenschaftlich fundierte Alternativen. Die IDS-2-BS bietet differenzierte Adaptionen sowohl für Blindheit als auch für Sehbehinderung – basierend auf aktueller Intelligenztheorie. Das Füllen dieser Lücke mittels Adaptation eines umfassenden Testverfahrens entspricht einem grossen Bedürfnis aus dem Praxisfeld Sehen».

Individualisierte Bildungsangebote ermöglichen

Die IDS-2-BS liefern ein differenziertes Profil über die Bereiche Intelligenz, exekutive Funktionen, Psychomotorik, sozial-emotionale Kompetenzen, schulische Kompetenzen und Arbeitshaltung. Dieses Profil dient die Grundlage für die Planung und Umsetzung von individualisierenden Bildungsangeboten. Die HfH setzt einen besonderen Akzent auf die Pädagogik bei Beeinträchtigungen des Sehens. Der Studienschwerpunkt Sehen im Master Schulische Heilpädagogik ist schweizweit einmalig. Der nächste Studienstart des Master Schulische Heilpädagogik mit dem Schwerpunkt Sehen ist im Frühlingssemester 2026 möglich. Das Anmeldefenster ist vom 1. bis 30. September 2025 geöffnet.

Mehr zum Projekt

Das Projekt wird von Prof. em. Dr. Ursula Hofer und Prof. Dr. Fabian Winter geleitet. Die erste Projektphase erfolgte in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Weitere Informationen und Kooperationspartner sind auf der Projektseite aufgeführt.

Quelle: www.hfh.ch

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